Das gleiche Spiel.Einmal als Downloadversion im e-Shop der Nintendo Switch und einmal als Kartenversion (eigene Abbildung). |
Passend zum Black Friday, Cyber Monday und wie die
ausgedachten Spezialangebotstage der Wirtschaft noch so heißen, stellte sich
mir wieder mal die Frage wo ich welche Spiele am besten kaufen sollte. So
ziemlich jeder Laden schmiss mit Angeboten um sich, manche zu normaleren
Preisen als angepriesen. An manchen digitalen Sonderangeboten kam aber auch ich
nicht vorbei, einfach weil ich die jeweiligen Spiele nur noch für horrende
Sammlerpreise physisch bekommen würde.
Zuerst einmal denken einige vielleicht: "Huh,
Videospiele sind doch immer digitale Spiele?", und ja klar das stimmt. Die
Begriffe beziehen sich dabei wie die meisten sicher vermuten auf die
Distributionsart, denn auch gespeichert werden heruntergeladene Spiele am Ende
irgendwo haptisch auf einer Festplatte oder SD-Karte. Wenn ich hier also von
digital rede, meine ich damit natürlich, dass ein Spiel nicht auf einem extra
dafür angelegten Datenträger erworben wird, also derzeit einer Speicherkarte
oder einer Disc.
Der Weg zur Digitalität
Ich erinnere mich noch, als Sony die PSP zur PSPgo wandelte.
Eine tragbare Konsole, die keinen Spielslot mehr bot und komplett auf digitale
Spielverkäufe setzte. Erinnert sich noch jemand daran?
Damals hatte ich noch eine grauenhaft langsame
Internetgeschwindigkeit und empfand die Einschränkung auf lediglich digitale
Spiele sehr störend. Ich hab erst vor kurzem erneut Final Fantasy 8 für die PSP
heruntergeladen und die Download- und Installationszeit war
erstaunlich...grauenhaft? Mit einer knapp 100k Leitung dauerte der Download auf
die PSP fast 1,5h und die Installation noch einmal knapp eine Std, wenn ich
mich richtig erinnere. Da bekommt man richtig Lust Spiele nur online kaufen zu
können...
Zumal man so nicht auf gebrauchte oder bereits früher
physisch gekaufte Spiele der eigenen PSP zugreifen konnte. Sony wollte
zumindest damals noch digitale Kopien mithilfe ihres "UMD-Passports" günstig
neu erwerben lassen, soweit ich mich allerdings erinnern kann kam es
hierzulande niemals dazu (vgl. gizmodo.com [1]; heise.de [2]). Die PSP Go wurde nach gerade mal 1,5 Jahren
Produktion wieder eingestellt (vgl. videogameszone.de [3]).
Mit der PS Vita ermöglichte man es Spielern glücklicherweise
wieder Spiele auch physisch zu kaufen. Dennoch legte Sony einen enormen Fokus
auf den PS Store, was dazu führte, dass manche Spiele lediglich digital
erschienen. Dieses Vorgehen, gekoppelt mit einer fast unverschämt teuren
Spezialspeicherkarte für die Vita, sorgte u.a. dann auch für das Scheitern der
eigentlich ziemlich coolen Konsole außerhalb Japans. Es ist schon fast
lächerlich wie viele PS4 Spiele hierzulande erscheinen, die eigentlich PS
Vita-Titel waren.
Manche Spiele wie bspw. Ar nosurge Plus: Ode to an Unborn Star werden hierzulande nur digital vertrieben (PS-Store Dezember 2019, eigene Abbildung). |
Auch Nintendo bringt für die Switch öfters rein digitale
Veröffentlichungen raus und Microsoft hat mit der Xbox One S All-digital
Edition schon eine Heimkonsole veröffentlicht, die komplett auf physische
Spiele verzichtet. Von letzterer habe ich allerdings erst in Folge meiner
Recherchen hierfür erfahren... Aber darum soll es heute gar nicht gehen.
Sondern um die Vorzüge von sowohl digital als auch physisch erworbenen Spielen.
Zuvor aber ein paar interessante Zahlen dazu, damit ihr
einen Überblick über die Thematik bekommt, außer eurem Bauchgefühl. Die
Marktlage ist dabei aktuell ziemlich geteilt.
Speziell in Deutschland ist der Markt fast in der Hälfte
geteilt. 42% aller verkauften Videospiele sind mittlerweile digital und nicht
mehr über physische Medien wie Speicherkarten oder Discs. Interessant dabei
ist, dass sich dieser Schnitt ziemlich genau zwischen PC und Konsolen ausmachen
lässt. Während mehr PC-Spiele digital gekauft werden (80% aller PC-Spiele
werden digital verkauft), greifen Konsolenspieler lieber zu physischen Medien
(nur 23% der Spiele werden für Konsolen digital gekauft). Deutsche PC-Spieler
bevorzugen also digitale Käufe, wogegen Konsolenspiele eher physische Käufe
präferieren. Die Verbreitung beider Bereiche ist dabei relativ ausgeglichen.
Hierzulande spielen knapp 17,3 Mio. Menschen am PC und etwa 16 Mio. an einer
Konsole (vgl. game.de [4]).
(Verlässliche weltweite Daten konnte ich leider nicht
finden. Statista gibt in jeder Statistik andere Definitionen von Videospielen
an, die Quellen sind für mich ohne Bezahlung nicht einsehbar und Artikel von
Newsseiten wirkten bei Betrachtung deren benutzter Quellen nicht viel zuverlässiger.)
Als Grund für diese sehr unterschiedliche Verteilung kann
ich mir einiges vorstellen, besonders die unterschiedlichen Beweggründe auf PC oder
Konsole zu spielen - aber das ist eventuell mal ein Thema für einen anderen
Post.
Nachfolgend habe ich mal ein paar meiner persönlichen
Vorzüge der jeweiligen Distributionsform in einer Tabelle zusammengefasst. Ich
hoffe die Tabellenform funktioniert im Blog, besonders in der mobilen Ansicht...
Vorzüge von digitalen Käufen
- kein Gewicht
- enorm kleiner (auf Festplatten/Speicherkarten) bis kein Platzverbrauch (im Shopwiederladbar)
- bei Verlust der Konsole bleiben Spiele im Account
- Kauf & sofortige Spielbarkeit 24/7 möglich (außer bei Serverüberlastungen/Wartungen)
- höheres Gesamtangebot von Spielen - Titel von kleineren Studios können leichter gespielt werden, da sie Zeit und Geld bei der Verkaufsplanung sparen
Vorzüge physisch
- verbraucht kaum internen Speicher der Konsole & Konsolenspeicher muss kaum gehandhabt werden (nicht bei PS4/Xbox One)
- (erneuter) Download des Spiels entfällt, weil man Platz schaffen muss (besonders bei erneutem Spielen positiv)
- bessere Übersicht bei größerer Spielesammlung
- unabhängig vom Internet verfügbar
- einstecken und losspielen (ok, bei PS4 oft nicht)
- haptisch verschenkbar (ich persönlich freue mich mehr über ein spezielles Spiel in der Hand als Guthaben für e-Shops)
- einfach tausch- & ausleihbar (mit weitaus weniger Aufwand als bspw. bei Steam)
- Wiederverkauf möglich (bspw. Spiele nach Schließung des e-Shops oder Entfernung daraus noch kaufbar, z.B. bezogen auf den Wii-Shop oder Digimon Story: Cyber Sleuth im PS-Store)
- Box-Arts sind einfach hübsch anzusehen im Schrank
- Spiele sind nachträglich nicht einfach änderbar (entweder müssen alle Exemplare zurückgerufen werden oder Spieler müssen einen Patch laden, vor allem bzgl. Sonys Zensurpolitik derzeit ein Vorteil)
- geringere Zusatzkosten für Speichermedien (wie bspw. Festplatten oder die lachhaft teuren SD-Karten der PS Vita - gemessen am derzeitigen Stand, wo Spielkosten sich nicht unterscheiden)
Ihr seht beide Kaufarten haben ihre ganz eigenen Vorteile. Für mich persönlich überwiegt eindeutig die Zahl der Vorteile von physischen Käufen, was aber längst nicht für jeden von euch so sein wird. Meine Affinität für Boxarts oder das Gefühl mit einem neuen Spiel in der Hand nach Haus zu fahren während ich die Packung schon unterwegs öffne, wird wahrscheinlich nicht jeder so nachempfinden können.
Ausgelassene Punkte
Einige Punkte bei denen ich mir nicht sicher sein kann oder die sich gegenseitig aufwiegen habe
ich weggelassen.
Beispielsweise erwähne ich hier keine Ressourceneinsparung, da
die dauerhaft laufenden Server und die trotzdem anfallenden Speichermedien wie
SD-Karten oder Festplatten trotzdem ins Gewicht fallen. Es klingt zwar im
ersten Moment logisch anzunehmen, dass digitale Medien Ressourcen sparen, aber
gesichert und verglichen konnte ich diese Annahme nirgends nachlesen.
Das Spiele im e-Shop zum Glück auch ohne immense
Preisanstiege auf lange Zeit erhältlich sind mag wie ein Segen wirken, es ist
allerdings ein zweischneidiges Schwert. Spiele werden in immer kleineren Mengen
physisch verbreitet und manche Firmen wie Limited
Run fangen bereits an sich darauf zu spezialisieren diese in geringer
Stückzahl wenigstens für Sammler erhältlich zu machen. Der e-Shop selbst ist
also bereits mit dafür verantwortlich, dass physische Spiele immer rarer werden.
Besonders Sony drückte mit den mobilen Konsolen immens Richtung PSN-Store.
Andere Spiele kann man dafür dank des Internets sehr viel leichter importieren,
da neuere Konsolen und deren Spiele im Gegensatz zu früher regionsfrei sind. River City Girls (für Switch &
PS4)erschien bspw. für US- und EU-Regionen über Limited Run, daneben existiert aber auch eine Asia-Version mit
englischen Untertiteln.
Meine Erfahrung zeigt auch, dass es nicht garantiert ist,
dass Spiele digital solange verfügbar sind, wie der Store besteht. Digimon Story: Cyber Sleuth ist bereits
in der Liste erwähnt, aber auch Sword Art
Online: Hollow Fragment, welches hierzulande nur digital erschien, ist nicht
mehr im PS-Store der Vita auffindbar. Einziger Trost ist, dass Sony die Spiele
weiterhin zum Download bereit stellt, wenn man sie bereits über seinen Account
gekauft hat. Den Downloadbutton wiederzufinden ohne Produktseite ist außerdem eine
ganz grauenhafte Geschichte, die ich ein anderes Mal beleuchte.
e-Shops werden irgendwann abgestellt. So eine Nachricht wird uns in Zukunft wohl öfter erwarten (Wii-Shop Mitteilung, eigene Abbildung). |
Noch ein ausgelassener Punkt ist, dass e-Shops zeitlich und
physische Spiele auf Produktionszahlen begrenzt sind. Wie wir bei der Wii
bereits das erste Mal im großen Stil sehen konnten werden Onlinestores
irgendwann geschlossen. Sony hat auch den PSN-Store für PSP Spiele auf dem
Gerät selbst geschlossen, bietet aber immerhin noch über den Browser Spiele im
Store an. Im Wiederverkauf bekommt man dagegen bis heute noch sogar
neuverpackte Wii-Spiele. Man mag zwar argumentieren können, dass der Publisher
davon ja nicht mehr profitiert, allerdings haben sie durch den Abverkauf an
Geschäfte bereits Gewinn gemacht. Und ob Nintendo nun den e-Shop schließt und
keine Spiele mehr verkauft oder ich noch gebraucht Wii-Titel kaufen kann, von
denen sie nicht profitieren macht dann doch auch keinen Unterschied, oder?
So ein toller Bildschirm erwartet einen auf der Xbox One und der PS4 leider öfter (Installation Kingdom Hearts 0.2, eigene Abbildung). |
Einige der genannten Vorteile von physischen Spielen treffen
nicht auf alle Geräte zu, denn Xbox One und PS4 installieren direkt jeden Titel
auf der internen Festplatte. Was bei der Xbox360 und der PS3 noch optional
Ladezeiten der Spiele auf der Disc verkürzen sollte ist heute Pflicht für jeden
Spieltitel, egal wie klein er auch sein mag. Ich hatte damit zum Glück noch
kein Problem, was aber vor allem daran liegt, dass meine Bibliothek auf der PS4
relativ übersichtlich ist und die Titel die ich spiele relativ klein waren.
Einige Freunde durften aber schon für FF XV so einiges deinstallieren, nur um
das Spiel überhaupt starten zu können. Wenn ich mich dann vor dem Spielstart widerwillig
mit dem Datenmanagement beschäftigen muss vergeht mir schon etwas der Spielspaß
und natürlich kostet es auch unnötig Zeit.
Neue Entwicklungen wie Memory Cards oder der Speicherung von
Spieldaten pro Account auf der Konsole vereinfachen das Verleihen von physischen
Spielen an Freunde. So kann man sich selbst mehrere Spielstände kreieren,
selbst wenn das Spiel es nicht vorsieht oder ohne Bedenken ein Spiel verleihen,
ohne Angst haben zu müssen, dass die Person ausversehen den Spielstand von
Pokemon löscht, bei dem man den Pokedex nahezu voll hatte.
Am Ende läuft es aber auf eure ganz eigenen Bedürfnisse und
Vorlieben hinaus, ob ihr Spiele lieber digital oder phyisch kauft. Wie ihr seht
ist meine Liste der Vorzüge bei physischen Spielen um einiges länger,
allerdings ist nicht jeder Punkt für jeden von euch oder für jede Konsole gültig.
Vielleicht seht ihr woanders auch noch weitere Vorzüge von herunterladbaren
Spielen.
Wirklich wichtig ist doch letztendlich nur, dass wir alle
Spaß an Videospielen haben!
Quellen:
[1] Bericht zu Sonys UMD-Passport Programm - https://gizmodo.com/sony-to-offer-new-digital-copies-of-your-old-umd-games-5278909
[2] Bericht zur Schließung des PSP-Stores - https://www.heise.de/newsticker/meldung/Sony-schliesst-2016-Online-Store-der-PSP-3028418.html
[3] Produktionseinstellung der PSP-Go - https://www.videogameszone.de/PSP-Go-Konsolen-230037/News/PSP-Go-Sony-Handheld-wird-offiziell-eingestellt-821200/
[4] Bericht des Verbands der deutschen Games-Branche - https://www.game.de/wp-content/uploads/2018/08/Jahresreport-der-deutschen-Games-Branche-2018.pdf
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